Wenn sich die Wälder ganz bunt färben, wenn der Herbstwind das letzte Laub von den Bäumen schüttelt kommt der November mit Allerheiligen und Allerseelen der als Totenmonat wahrgenommen ist. Nebelschwaden, Nässe und Düsterkeit nehmen Einfluss auf das Wohl der Menschen. Die Gedenktage erinnern an das Leben wie an den Tod und geben Anlass zur Besinnung.
In diesem Jahr feierten wir im Oktober das 20. Jährige bestehen der Landesversammlung der Deutschen in Böhmen, Mähren und Schlesien. Auch hier wurde über die Grabpflege gesprochen. Es wurde konstatiert, dass viele deutsche Gräber verfallen und ungepflegt sind. Das stimmt, aber man muss auch überlegen warum.
Als die Deutschen im Großteil vertrieben wurden blieben viele deutsche Gräber ohne Betreuung. Einige Gräber wurden von tschechischen und verbliebenen deutschen Verwandten weiter gepflegt. In einigen Gemeinden übernahmen die Grabpflege die Familien, die in die leere deutsche Häuser eingezogen sind. Sie kümmerten sich um die Gräber und mit der Zeit fanden auch schon manche von ihnen in diesen Gräbern ihre letzte Ruhe. Die Inschriften sind heut zu Tage an diesen Gräbern tschechisch.
Gräber die einen höheren Wert hatten wurden von dem tschechischen Denkmalschutz übernommen und Gräber, die zu großen Fabrikantenfamilien gehörten wurden in die Pflege der Betriebe gegeben. Die bleibenden Gräber wurden an tschechische Bewohner übertragen, denn es sterben ja täglich neue Menschen und die Friedhöfe werden nicht größer.
Viele deutsche Gräber werden seit der Wende wieder von den Verwandten aus Deutschland gepflegt. Einige Gräber werden auch von unseren Verbänden gepflegt und einige Heimatkreise errichten mit unserer Hilfe neue Gedenkstätten oder Gedenktafeln für die ganzen örtlichen Gemeinden.
Zu Allerheiligen ist es christlicher Brauch in Gedanken bei unseren Verstorbenen zu verweilen und für sie zu beten.
Mit Gestecken, Kränzen und Grablichtern werden die Gräber geschmückt zum Zeichen der Verbundenheit zwischen Toten und den Lebenden. Es wird an Verstorbene gedacht.
Früher wurden die Friedhöfe rund um die Kirche angelegt, heute sind sie in parkähnlichen Anlagen hinaus ins Land gelegt und bedeuten den Menschen eine Oase der Ruhe.
Bei Völkern, die fest zu ihrem Glauben stehen, ist der Tod nicht etwa Furchterregendes, sondern nur ein Abschied auf Zeit. In ihren Augen bedeutet der Tod nicht das Ende, sondern den Beginn eines neuen Anfangs.
An einem Grab wird schmerzhaft klar, was uns ein Mensch bedeutet hat und was wir vielleicht an ihm versäumt haben. Jede Blume, jedes Immergrün ist ein Zeichen der Verbundenheit mit jenen, die uns vorausgegangen sind. Jede Kerze oder Laterne ist mit ihrem Licht die Verbindung zwischen den uns Lebenden und den Verstorbenen, sie senden auch ihr Licht, ihren Schein, hinüber auf die verfallenen, verwahrlosten Friedhöfe zu den Toten in fremder Erde und auf die Soldatenfriedhöfe.
Und in diesem Sinne möchte ich an alle unsere Verstorbene gedenken, an alle die den Frieden nicht erreicht haben, an alle unsere Vorfahren, an all die Kollegen, die mit uns das 20. Jährige Jubiläum der Landesversammlung oder des Begegnungszentren nicht mehr feiern können, an alle die Deutschen und Tschechen die auf den Friedhöfen hier, aber auch in der Ferne ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.
Ich möchte mich an dieser Stelle recht herzlich bei allen Gemeindeverwaltungen bedanken, die mit den Heimatkreisen diese neuen Gedenkstätten errichten. Es ist sicher nicht immer einfach die Idee einer Gedenkstätte durchzusetzen, es sind doch noch oft Vorurteile bei den Leuten und so sollten wir umso mehr diese Zusammenarbeit schätzen.
Ich bekam einen Bürgermeisterbrief in die Hände, der über eine gemeinsame Aktion schreibt und in einem Absatz schreibt:“ durch das pflanzen der Bäume möchten wir alle bisherige Bemühungen über die beidseitige Erfassung der historischen Kontexten symbolisch krönen. Außerdem sollen die Bäume das Zusammenleben der zwei Völker in einem Staat, das bis zur Hälfte des vorigen Jahrhunderts hier funktionierte, verdeutlichen. Zusätzlich sollen die Bäume ein Zeichen dafür sein, dass die einfachen Bürger – im Gegensatz zu den hohen Politikern in der Vergangenheit – dieses zusammenleben zu keiner Zeit für ein Problem gehalten haben. Für sie war es ganz natürlich und gehörte zum alltäglichen Leben dazu. Unser Ziel heute muss sein, diese mehrere Jahrhunderts dauernde Tradition wiederaufbauen und unseres weitere Zusammenleben unter der EU Mitgliedschaft weiter zu entwickeln“
Der Tag Allerheiligen ist den Märtyrern gewidmet, die Aufgrund ihres Glaubens ihr Leben lassen mussten.
Allerseelen hingegen erinnert an all diejenigen, die im Fegefeuer auf ihre Erlösung warten. Allgemein hielt man an der Meinung fest, dass die Verstorbenen sich an diesem Tag, an ihrem Tag, der Lichter auf den Gräbern erfreuen. Und so zündete man auch denen ein Licht an, deren Grab vereinsamt, verlassen und vergessen worden waren.
Friedhöfe sind ein Stück Geschichte mit eigener Identität und letztendlich auch die letzte Heimat für alle und so möchte ich mit dem Wunsch enden:
“Gott, schenke unseren Verstorbenen die ewige Ruhe und das ewige Licht leuchte Ihnen in Frieden!“